"Das Haus des Glaubens konnte man nicht abbrechen"
„Das Haus des Glaubens konnte man nicht abbrechen" –
Gedenken an die Sprengung der ehem. Christuskirche vor 50 Jahren
Die Katholische Pfarrei Herz Jesu gedachte zusammen mit der Don-Bosco-Schule der Sprengung der ehem. Christuskirche am Schröderplatz vor 50 Jahren am 12. August mit einer Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen am Vormittag in der Schule sowie mit einer Gedenkveranstaltung mit dem ehem. Bundespräsidenten und einstigen Stadtjugendpfarrer in Rostock, Joachim Gauck, Weihbischof Horst Eberlein und Vertretern aus Stadt, Universität und Kirche am Abend am Ort des Geschehens, musikalisch abwechslungsreich und schwungvoll umrahmt von Bläsern der Gemeinde und einer Schulband.

„Man konnte ein Haus aus Stein abbrechen, aber das Haus des Glaubens konnte man nicht abbrechen" (Gauck). Kirchenfeindliches Handeln in der DDR hatte eben seine Grenzen, wenn es auf eine lebendige Gemeinde stieß. Heute findet die Gemeinde der Christuskirche sich baulich etwas versteckt am Häktweg im Neubau von 1971, aber nach wie vor aktiv und in die Stadt ausstrahlend; davon zeugte auch die rege Teilnahme der Gemeinde am abendlichen Gedenken. Am Abend geehrt für ihre Erinnerungsarbeit, standen auch am Vormittag in der Schule zwei Zeitzeugen im Mittelpunkt, die bei der Podiumsdiskussion ausführlich von der Geschichte der Gemeinde, ihrer Beharrlichkeit in NS- und DDR-Zeit und generell vom Leben als Christ im Kommunismus berichteten: Ulrike Jahnel, die seit Jahren zur Pfarrgeschichte forscht, und Ádam Sonnevend, 2009 maßgeblich an der Errichtung eines Mahnmals der Zerstörung der Christuskirche am Schröderplatz beteiligt. Jetzt enthüllten sie gemeinsam die neue Informationstafel neben dem Eingang des modernen Hotels, das heute dort steht.

In der Schule zeigten die Abiturient/inn/en der 12. Jahrgangsstufe Interesse und Betroffenheit angesichts der Zeitzeugenberichte aus Rostock vor 50 Jahren – neben Jahnel und Sonnevend erzählten auch Dorothea Dubiel, Cornelia Thiel und Pfarrer Ralph Sobania, damals noch Kinder bzw. Jugendliche, eindrucksvoll und anschaulich von Einschränkungen im persönlichen Alltag, von Ängsten und Einschüchterungen, aber auch von dem, was trotz allem an christlichem Leben möglich war. Auch die an das Podiumsgespräch anschließende Deutschstunde mit weiterer lebhafter Diskussion z.B. über den familiären Umgang mit der eigenen Stasiakte ließ deutlich werden, wie wichtig der Austausch der Generationen und die Begegnung mit der Lebensgeschichte der eigenen Familie auch für die heutige Jugend ist.
(B. Hackl)