Auf der Klassenfahrt des Lebens


- Eindrucksvoller Kulturabend der diesjährigen Don-Bosco-Abiturientia -
Nach einjähriger coronabedingter Unterbrechung war es gestern wieder so weit: Der traditionelle Kulturabend unseres gymnasialen Abschlussjahrgangs ging über die Bühne. Ungefähr 175 gespannte Gäste begleiteten die Abiturientinnen und Abiturienten auf der „Klassenfahrt unseres Lebens", so das Motto des etwa zweieinhalbstündigen Programms. Mit lässigem Understatement führten Greta Bogdanow und Cornelius Wolff durch eine gekonnte Abfolge von Live-Performance und Multi-Media-Beiträgen. Und dabei kam das vielfach gescholtene deutsche Bildungssystem gar nicht so schlecht weg. Denn die Ausführenden hatten sich nicht mehr und nicht weniger vorgenommen als einen Parforce-Ritt durch ihre jetzt beinahe vergangene Schulzeit. Im Laufe des Abends wechselten sich hochemotionale Elemente mit augenzwinkernden Hinweisen auf das jeweilige Jugendwort der Schuljahre oder die nervigsten Produkte der Spielzeugindustrie ab, die natürlich in den Unterricht mitgebracht werden mussten. Gleich zu Beginn steckte Swantje Arndt mit ihrem nachdenklichen Gedicht über die nun beendete Kindheit das durchgängig hohe Niveau des Abends ab. In der Folge ließen die Schülerinnen und Schüler interessante Einblicke in unterschiedliche Fächer zu und streuten auch kleine ironische Seitenhiebe auf die technisch so begabte Lehrerschaft ein. Ihrem Bildungsauftrag wurden sie zum Beispiel gerecht, als Marten Stassewski in bester Stand-Up-Comedy-Manier erklärte, dass Thisbe zwar mit Th geschrieben, aber trotzdem nicht mit „Ti Aitsch" gesprochen wird. Auch der Werbefilm in englischer Sprache über die Vorzüge eines einschlägig bekannten Gemüse-Schneide-Gerätes stieß auf begeisterten Applaus. Wohlgemerkt: Der Beitrag entstand im Unterricht der damaligen AchtklässlerInnen! Nicht minder unterhaltsam waren gekonnte Gesangs- und Instrumentaleinlagen, die an vergangene Musicalaufführungen erinnerten und an Titel aus „Sister Act" und „Die Schöne und das Biest" erinnerten. Ein begeisterter Vater im Publikum zeigte sich regelrecht geflasht von der Bühnenpräsenz und dem offensichtlichen Selbstbewusstsein aller Interpretinnen und Interpreten. Ein weiteres künstlerisches Highlight lieferte Meret Vogel, als sie – allein auf der großen Bühne – die zischenden Geräusche einer Eisenbahn auf ihrer Querflöte imitierte. Eine junge Besucherin betonte auch die hohe Qualität der im LK Kunst entstandenen Exponate. Diese konnten übrigens ersteigert werden, da ja bekanntlich jedem Abiturjahrgang am Ende noch der eine oder andere Euro für den Abschlussball fehlt. So ließen sich die Mitbietenden auch nicht lumpen. 10 Eier aus dem Hühnermobil des Abiturienten Florian Wend-Erdel wechselten für sage und schreibe 37 Euro den Besitzer und standen so – fun fact – gleichberechtigt zum Beispiel neben einem Caspar David Friedrich nachempfundenen Gemälde von Martha Radke. Angesichts der aktuellen Weltlage schlugen Lisa Grimm, Greta Bogdanow, Karl Jax und Hendrik Traue mit dem sarkastischen Titel „Die Zukunft wird groß" des Duos Lumpenpack auch kritische Töne an. Als in der Folge von Marie Peters in einem exzellenten Kommentar geklärt wurde, was Satire darf, blieb kaum noch eine Frage offen. Vielleicht nur noch die, was Paarreim, Metrum und Kadenzen mit Gretas selbst verfasstem Gedicht über ihr Trauma „2400mal um 6 Uhr aufstehen" zu tun haben. Und spätestens bei der enthusiastisch vom Chor gesungenen Joe-Cocker-Hymne „Love lift us up" wurde allen Anwesenden klar, dass unser Planet diese jungen Erwachsenen dringend braucht. Aber brauchen diese eigentlich noch das Abitur zum Nachweis ihrer Reife😊? Fazit: Das war ein Abend mit Herz und Hirn!
Edith Kortmann





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